HSV – Bayern LIGA Total 2011


Das Ergebnis ist mir egal. Wichtig ist mir, was dem HSV gegen Bayern einfällt. Können sie mithalten? Könnten sie das schnelle Passspiel beibehalten? Wie macht sich Töre auf der 10er Position? Schießt Son auch gegen starke Gegner seine Tore? Wie sicher stehen sie hinten in der Abwehr?

Spielverlauf HSV gegen Bayern

Die ersten Minuten musste der „neue“ HSV erstmal mit dem Tempo von Bayern zurecht kommen. Sie liefen hinterher und stellten sich langsam immer besser auf den FC Bayern ein.

Es war bei Ballbesitz HSV das neue Spielsystem zu erkennen. Jeder versuchte mit einer Ballberührung den Ball weiter zu spielen. Das klappte in den ersten 20 Minuten besser, danach schienen die Spieler platt zu werden, so dass sich nicht mehr so viele Spieler anboten. Deshalb wurde der Ballbesitz pro Spieler länger. Aber selbst in Bedrängnis spielte der HSV dieses System.

Zweite Halbzeit hielt der HSV gut mit. Nach hinten wurde wirklich diszipliniert gespielt. Nach vorne wurde schnell umgeschaltet. Der Auftrag von Oenning immer sofort nach vorne spielen, schnelle Konter einleiten, wurde von der Mannschaft befolgt. Es gab ein paar Möglichkeiten zum Ende des Spiels. Hier fehlte der letzte Pass. Aber das System war eindeutig zu erkennen.

Beim ersten Tor wurde der Freistoß gefährlich vors Tor geschlagen. Son sehr cool und überlegt.

Das zweite Tor war ein schneller Tempogegenstoß, der von Jarolim eingeleitet wurde. Dann schön von Diekmeier vorbereitet und nach einem Blick auf den nachrückenden Mann, spielte er den Ball in den Fuß von Son. Der hat sich gegen vier Gegenspieler durchgesetzt. Die Attacken gegen Son in der zweiten Halbzeit hätten eigentlich härter bestraft gehört. Denn Badstuber hätte bei seinem Einsteigen die rote Karte sehen müssen.

Das Gegentor ging einem Abwehrversuch von Diekmeier voraus. Der Ball wurde von Kroos mustergültig angenommen und aufs Tor gebracht. Was mir nach dem Gegentreffer sehr gut gefallen hat, war der Wille der Mannschaft hier nicht mehr verlieren zu wollen. Es schien, als würde jeder Spieler noch ein paar Prozente mehr aus sich herauskitzeln. Das war schön mit an zu sehen und ich halte Oenning immer noch für einen genialen Trainer, der es schafft die Spieler zu motivieren und einzustellen.

Spielerkritik

Töre hält auch in Bedrängnis den Ball, kann ihn behaupten und spielt richtig gute Pässe. In den Zweikämpfen muss er sich noch an die Bundesliga gewöhnen. Da wurde er zu einfach abgedrängt. Ansonsten ist das sein Platz. Da gehört er hin und ich glaube, dass der Norweger kämpfen muss, um diesen Platz zu bekommen. Töre Kräfte ließen Ende der ersten Halbzeit die Kräfte nach, was sich auch in der zweiten Halbzeit zeigten. Er wurde nach der Einwechslung von Jansen auf der rechten Position eingesetzt, wo er mir nicht so gut gefallen hat. Ihm fehlten die Bälle. Die Auswechslung war aufgrund der fehlenden Kraft. Denn er hatte gut gespielt. Das wird der Spieler der Saison.

Kacar hat mir als 6er viel besser gefallen, als auf der 8 im letzten Testspiel. Erst stand er recht tief, aber als er weiter vorne angriff, wurde es besser, weil die Angriffe der Bayern eher unterbunden wurde. Er gewann viele Zweikämpfe, war präsent. Das war sehr gut.

Jarolim trennte sich schnell vom Ball. Kein Ballverschleppen, keine Alibipässe, ich war überrascht. Sehr überrascht, dass er das System von Oenning so schnell umsetzen kann. Er war immer anspielbar und wurde von den jungen Spielern gesucht, wenn Not am Mann war. In diesen Situationen versuchte Jarolim das Spiel zu verlagern oder zu beruhigen. Das gefiel mir sehr gut.

Die Abwehr stand recht gut. Erste Halbzeit hatte Bayern ein paar gefährliche Aktionen, die durchaus zu einem Tor hätte führen können. Aber die Defensive spielte sich immer besser ein und bald hatte Bayern keine Torchancen mehr. Dass ein Gomez nicht bei allen Freistößen gedeckt werden kann, ist normal. Bei Freistößen bin ich der Meinung kann der HSV noch zulegen, noch sicherer stehen.

Elia war agil, aber zweite Halbzeit nicht mehr so effektiv. Obwohl der HSV mangels Kraft immer tiefer stand und Wert auf die Defensive legte. Es wurde mit zwei vierer Ketten verteidigt und das gut. Es wurde gedoppelt, es wurde sich geholfen. Das war sehr gut. Ebenso gefiel mir, dass sich die Mannschaft gegenseitig Mut machte und aufmunterte.

Über Son muss nichts mehr gesagt werden. Er hat gezeigt, dass er auch gegen starke Gegner seine Tore macht. Wie er es ja letzte Saison auch gegen Chelsea zeigte. Bleibt er fit und gesund wird es seine Saison werden. Immerhin hat er letzte Saison trotz Verletzung, trotz Asia Cup und trotz Leistungstief 3 Tore geschossen.

Ben-Hatira agierte unglücklich und viel gerade in der ersten Halbzeit ab. Er kämpfte, er lief und er ackerte, aber es kam nichts zählbares dabei heraus.

Diekmeier spielte gegen Ribery ein gutes Spiel. Ihm wurde von Ben-Hatira geholfen, so dass nicht viel über diese Seite von Bayern ging. In den ersten Minuten wurde Ribery gut freigespielt, was auch zu einer gefährlichen Aktion der Bayern führte, aber danach hatte Diekmeier seine Seite immer besser im Griff. Er gefällt mir sehr gut, zumal er sich nach einer Anfangsphase immer mehr in den Angriff einschaltet. Leider wurde er manchmal von Ben-Hatira übersehen, was schade war, denn die gespielten Pässe von ihm waren nicht annähernd so gut. Das Zuspiel zum 2:0 durch Son war wirklich gut. Diekmeier hat die Ruhe, er blickt hoch und sucht seine Mitspieler. Das fehlte letzte Saison, wenn dort zum Beispiel Pitroipa spielte. Er war zu überhastet und übersah seine Mitspieler oder spielte einen unsauberen Pass. In der Vorbereitung hat Diekmeier schon einige Tore super vorbereitet. Schon in der vergangenen Saison spielte Diekmeier hinten sicher und vorne mit gefährlichen Flanken. Bin gespannt, ob er eine Chance bei Löw bekommt. Immerhin war Diekmeier vor seiner Verletzung Stammspieler bei der U21 und hat seinen Stammplatz beim HSV sicher.

Mancienne hat mir gut gefallen. Wie auch schon in den letzten Testspielen. Er spielt ruhig und sucht seine MItspieler. Wird es eng, drischt er den Ball auch mal auf die Tribüne. Das passt. Er antizipiert viele Bälle und ist so einen Schritt schneller als sein Mitspieler. Er hat so viele Gegenstöße eingeleitet. Bin gespannt, ob Bruma ihn wird verdrängen können. Denn Bruma wird wohl höher eingeschätzt als Mancienne. Allerdings spielt er sich mit der Mannschaft ein und Brumo muss immer noch verletzungsbedingt passen. Ich erkenne bei Mancienne, dass er sich von Spiel zu Spiel mehr zutraut. Er tauscht sich mit seinen Mitspielern aus, ist sehr schnell, zweikampfstark und hat ein Auge für die Situation. Er weiß, ob er einen kurzen Pass zum Mitspieler spielen kann oder einen langen Befreiungsschlag. Auch das Zusammenspiel mit dem Torwart wird besser.

Westermann lief als Kapitän auf den Platz. Er gewann seine Zweikämpfe gewohnt gut und spielte den Ball zum Mitspieler. Von ihm wird nichts besonders mehr erwartet, sondern das Anspiel eines Mittelfeldspielers. Das sah schon viel besser aus, als noch in der letzten Saison. Steigert er sich weiter, wird er gesetzt sein, ansonsten droht Bruma.

Aogo spielte gegen Robben und von Robben war nicht viel zu sehen. Aber auch er hatte eine gute Möglichkeit in den ersten Minuten, in denen der HSV sich sammeln musste. Danach war auch von ihm nichts mehr zu sehen. Die Räume wurden eng gemacht. Elia half viel auf der Seite von Aogo, so dass Bayern nicht gefährlich über diese Seite kam. Das sah schon alles sehr gut aus. Aogo sieht spritziger aus und strahlt Ruhe aus. Ihn wird Jansen in der Form nicht verdrängen können.

Da Mickel von Oenning favorisiert wird, er seine Sache sehr gut macht, denke ich wird er als zweiter Torwart in die Saison gehen.

Jansen kam in der zweiten Halbzeit für Ben-Hatira. Elia rückte in den Sturm neben Son und Jansen ging in das linke Mittelfeld. Er war engagiert, aber konnte keine Akzente mehr setzen. Da Elia vor ihm ist und gesetzt sein sollte, muss Jansen mehr bringen. Er selber sieht sich als linker Verteidiger, aber dort spielt Aogo. Für Jansen könnte es sehr schwer werden, denn ich sehe nicht, dass er eingesetzt wird. Vielleicht sollte er sich umorientieren und nach einem Verein umschauen. Denn sein erklärtes Ziel war Nationalmannschaft und ein Stammplatz im Verein. So wird er beides nicht schaffen.

 

Spielsystem

Natürlich wird sich noch einiges ändern. Immerhin fehlen noch einige Spieler wie: Petric, Guerrero, Rincon, Tesche, Drobny, Castelen. Aber es war das System zu erkennen. Die Mannschaft spielt einen schnellen Ball. Wenn es geht mit nur einer Ballberührung. Es wird nach hinten gedacht. Das Spiel wird für den Gegner eng gemacht, so dass sich keine Räume ergeben. Bei Ballbesitz wird blitzschnell umgeschaltet und der Konter eingeleitet. Die Automatismen müssen sich noch einspielen, aber die Ideen waren zu erkennen und das zweite Tor fiel genau aus so einer Situation. Balleroberung, schnelles Zuspiel über drei Stationen und Tor. Der HSV hat viele schnelle Spieler, sei es mit Elia und Ben-Hatira, Töre, Son oder die Außenverteidiger Aogo oder Diekmeier. Diese können sich beim Konter einschalten. Trifft Son wie in der Vorbereitung wird er seine Tore in den Spielen machen. Dann sehe ich eine interessante und spannende Saison vor uns, die uns viel Spaß machen wird.

Ausblick auf Dortmund

Das Schöne am Siege gegen Bayern war, dass es morgen gegen Dortmund geht. Somit konnte der HSV in der Vorbereitung gegen beide Auswärtsgegner spielen, die am 1. und 3. Spieltag Gegner vom HSV sein werden. So können Erkenntnisse gesammelt werden, so dass in den verbleibenden Wochen die letzten Stellschrauben gestellt werden können, damit der HSV in den ersten Spielen wirklich wettbewerbsfähig wird. Denn das war das Ziel von Oenning und ich denke, dass er das auch hinbekommen wird. Oenning ist der richtige Mann am richtigen Ort. Ich drücke dem HSV die Daumen, dass der Saisonauftakt gelingt, damit in Ruhe weiter gearbeitet werden kann.

Spaß bringen die jungen Spieler und die Neueinkäufe. Sei es Mancienne oder Bruma, die beide in der Bundesliga werden bestehen können oder aber Töre, der auf der 10er Position glänzte. Mit seinem Auge, seiner Technik, seiner Physis wird er für die entscheidenden Momente sorgen. Er ist ein Spieler, der die überraschenden Pässe spielt, die eine Abwehr auseinanderreißen. Kann er seine Leistung bestätigen bzw. weiter ausbauen, kann es eine gute Saison von ihm werden. An Son wird Oenning nicht mehr vorbeikommen. Hoffentlich wird er nicht zu sehr nach außen abgeschoben, so dass die Stärken von Son auch zu tragen kommen. Oenning hat offen gelassen, ob mit Petric und Son eventuell ein 4-4-2 System gespielt wird, obwohl dann wohl Töre weichen müsste. Oder Töre wechselt auf die rechte Seite für Ben-Hatira. Aber da sehe ich Ben-Hatira defensiv wesentlich stärker. Da Petric wohl gesetzt sein wird, bin ich sehr gespannt, wie Oenning das lösen wird. Aber solange Oenning diese Wahlmöglichkeiten hat, ist alles gut.

Nur der HSV!

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