HSV muss in Unterzahl in der Nachspielzeit den Ausgleich gegen Dortmund hinnehmen
Was für ein Spiel, was für ein Spektakel. Schrieb ich in der Vorschau, dass ich hoffe, dass der HSV mithalten kann und das Spiel offen hält, kam ich voll auf meine Kosten. Die erste Halbzeit war wohl die beste, die ich sah. Dortmund hatte kaum Chancen, sie wurden in ihre Hälfte gedrückt. Der HSV stand Defensiv hervorragend. Die Veränderung in der Mannschaft seit dem Oenning das Sagen hat, sind erstaunlich. Es wurde schnell gespielt, es gab meist mehrere Anspielstationen und wurde der Ball verloren, sprinteten die Spieler zurück. Das war sehr schön anzusehen und macht Hoffnung. Dieses Spielsystem ist die Zukunft wie die Mannschaften zeigen, die oben stehen: Dortmund, Leverkusen (mit Abstrichen), Hannover und Mainz.
Die zweite Halbzeit war anfangs in Dortmunder Hand. Sie kamen wütend aus der Kabine und wie schon in der Vorschau geschrieben, vermittelt Klopp seinen Spielern detailliert, wie sie spielen müssen, um erfolgreich zu sein. Sie kamen öfters gefährlich vors Tor. Wäre die Mannschaft sonst in sich zusammen gefallen, hielt sie dieses Mal dagegen und konnte sich befreien. Sie hatte immer wieder Torchancen und spielte mutig nach vorne. Allerdings erkannte man bei einigen Spielern, dass das Kraft nachließ. Das äußerte sich in Abspielfehlern, in fehlender Ballannahme und Fehlpässen. Das spielte Dortmund natürlich in die Karten, die fast wütend auf den Ausgleich spielten. Mitte der zweiten Halbzeit gab es hochkarätige Chancen für Dortmund, aber entweder stand Rost goldrichtig oder Pfosten oder Latte. Es war eine Frage der Zeit, wann das Tor fallen sollte.
Aber der HSV konnte sich wiederum befreien und selber gefährlich vors Tor kommen. Es gab Chancen und im Grunde genommen glaubte ich jetzt an den Sieg, an die Überraschung. Leider fiel Ben-Hatira zu spät ein, dass er schon eine gelbe Karte hatte. Er legte seine Hand auf die Schulter von Schmeltzer, aber zog sie sofort zurück, als ihm bewusst wurde, wie gefährlich diese Aktion wäre. Schmeltzer hat sofort gewusst was passiert, wenn er sich fallen lässt und es kam, was kommen musste. Gelb rot. Ob man für das Foul unbedingt eine gelbe Karte hätte geben müssen? Aber in Unterzahl war eigentlich klar, dass Dortmund noch mal zulegen würde. Sie schossen schon viele Tore in der Nachspielzeit, so dass ich mit dem Schlimmsten rechnete.
Natürlich war der Ausgleich gerecht. Für die Dortmunder war dieser Punkt für die Psyche enorm wichtig, aber ein Dreier für den Endspurt hätte dem HSV auch sehr gut getan.
Ich hoffte, dass die Schiedsrichter nicht ins Spiel eingreifen würden, aber da täuschte ich mich leider. Diverse Fehlentscheidungen bei Abseits, Hummels bekam keine rote und noch nicht mal eine gelbe Karte als er Petric beim Torschuss foulte. Wieso da keine Karte gezogen wurde, war mir ein Rätsel. Wie wäre das Spiel dann ausgegangen? Diese Großzügigkeit in dieser Entscheidung hätte ich mir beim Foul von Ben-Hatira gewünscht.
Trotzdem bin ich sehr zufrieden, wenn auch traurig, ob des späten Gegentores. Die Leistung der Mannschaft macht mich zuversichtlich. Das war aller erste Sahne. Defensiv wie Offensiv. Ben-Hatira ist endgültig dabei sich frei zu spielen. Seine Leistung wird immer konstanter. Er hat viele Ideen und er kämpft 90 Minuten, wenn man ihn lässt. Nicht so gefallen hat mir Ruud in der ersten Halbzeit und Petric in der Zweiten. Nach seinem Tor spielte Ruud befreiter auf und ich hoffe, dass da noch mehr kommt in den letzten fünf Spielen. Leider sah ich Petric nicht beim Jubeln mit Ruud. Dass Petric Ruud nicht mag, ist bekannt, aber kann man das nicht wenigstens in den 90 Minuten auf dem Platz vergessen? Schade, sehr schade, genau wie die Sache mit seinem Berater in den Medien.
Die Abwehr spielte sehr souverän. Ich würde Mathijsen erstmal draußen lassen, denn Kacar und Westermann haben ein super Spiel gemacht. Westermann spielt in der Innenverteidigung einfach gut und auf der linken Seite besser als rechts. Kacar hat immer wieder seinen Fuß dazwischen gehalten und so viele Pässe unterbunden. Ebenso rettete er auf der Linie. Diese Reaktionsschnelligkeit ist es, die ich so an ihm mag. Er ist wach im Kopf, das ist wichtig. Aogo bildete mit Elia ein gutes Tandem, wie auch Diekmeier mit Ben-Hatira. Was Ben-Hatira alles gelaufen ist, Wahnsinn! Aber auch Diekmeier hat nicht nur in der Offensive überzeugt. Er spielt auch nach hinten sehr gut und wird immer sicherer. Elia ist mir zu verspielt. Seine Tricks bringen zu selten einen Gewinn. Die Ballverluste dagegen wiegen schwer, gerade gegen eine Mannschaft, die sofort umschaltet wie Dortmund. Zé hat erste Halbzeit das Spiel gelenkt und war ein wahrer Spielführer. Allerdings ist er in der zweiten Halbzeit etwas untergegangen. Aber sein Sprint am Ende der zweiten Halbzeit, als der Pass auf Jansen um einen Meter zu weit nach vorne war, gigantisch!
Jansen hat sich gut eingebracht, als er reinkam. Er war sofort im Spiel. Außer in der Nachspielzeit, da meinte er, dass er Pizcek nicht mehr decken müsste und ihn ruhig alleine stehen lassen kann. Schade. Wäre er da beim Mann gewesen, wäre das Gegentor wohl nicht passiert. Das ist umso schlimmer, weil er noch frisch war. Demel dagegen war ein Fremdkörper. Die Chance, als Zé nach vorne sprintete und Jansen verfehlte, dieser aber nachging und den Ball zurück erkämpfte, vergab Demel kläglich. Er spielte einen flachen Ball in die Mitte, wo drei oder vier Dortmunder warteten. Schade, diese Chance hätte anders ausgespielt werden müssen.
Der HSV ist mit Oenning auf einem sehr guten Weg. Spielt die Mannschaft so in den nächsten Spielen, werden wir noch ein paar schöne Spiele sehen. Wahrscheinlich werden auch einige Siege dabei sein, obwohl es ein sehr schweres Restprogramm ist. Aber wer nach Europa möchte, der muss gegen diese Mannschaften gewinnen.
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht zuzuschauen. Die Mannschaft hat gekämpft und gespielt. Sie hat harmoniert und war füreinander da. Die Stimmung ist gut und ich hoffe, dass das noch ausgebaut werden kann.
Nur der HSV!