HSV Situation ums Gladbach Spiel


Dieser so wichtige Sieg ist errungen. Den Bayern sagt man nach, dass sie die entscheidenden Spiele gewinnen würden. Beim HSV hatte ich da meine Zweifel, aber ich wurde eines besseren belehrt. Im Grunde genommen deutete alles auf einen Sieg hin. Es wurde ruhig weitergearbeitet, keiner hat sich aus der Ruhe bringen lassen. Weder der Sportchef durch die Attacke unter der Gürtellinie, weder Hoffmann als Vorstandsvorsitzender noch Veh als Trainer. Jeder hat seinen Job gemacht, hat Ruhe ausgestrahlt und das – gab es lange nicht mehr.

Die Attacke gegen unseren Sportchef Reinhardt konnte ich nicht nachvollziehen. Erstens, weil dieser Mann sich bei der Wahl enthalten hat und nicht dagegen stimmte, zweitens, weil mit ihm im Aufsichtsrat weiterhin mehr mit der Presse als miteinander gesprochen wird und drittens, weil Reinhardt überhaupt  noch keine Möglichkeit hatte sich auszuzeichnen oder zu versagen. Die Spieler wurden vor seiner Wahl bereits verliehen, verkauft oder gekauft. Neue Spieler hat er noch nicht kaufen können, da noch keine Transferperiode in seiner Amtszeit lag. Also warum dieses Störfeuer in einer Zeit, in der es der HSV ganz sicher nicht gebrauchen kann? Es ist Wahlkampf und ich hoffe, dass er die Quittung für seine öffentliche Schelte bekommt. Hoffentlich wird er nicht wiedergewählt, denn ich möchte keinen Aufsichtsrat, der nach einer Wahl seine Meinung kundtut und sich gegen die gemeinsame Entscheidung stellt. Dieser Mann ist nicht tragbar und würde dem HSV nicht gut tun. Dort brauchen wir Männer oder Frauen, die Teamplayer sind. Hier hoffe ich auf Kober, der sich zur Wahl gestellt hat. Er wird mit seinem sportlichen Wissen und seinem Netzwerk Entscheidungen aus sportlicher Sicht beleuchten können. Im Aufsichtsrat müssen auch Sportler sitzen, die vom sportlichen Geschäft Ahnung haben. Aber da vertraue ich ganz den HSV Mitgliedern. Das wird.

Zum Spiel. Es gab böse Zungen, die mit dem Sieg nicht zufrieden waren. Aber das werde ich nicht verstehen. In dieser Situation, in der der HSV steckte, kann keiner ernsthaft guten Fußball sehen wollen. Ich gucke da immer gerne zum FC Bayern. Dieser Verein ist das Maß aller Dinge und wenn dort so eine Situation herrschte, sagte JEDER, dass nur der Sieg zählt und alles andere kommen wird. Auch beim HSV sollten mehr so denken. Es war wichtig, dass gewonnen wurde. So konnte der Abstand teilweise sogar verringert werden. Der Blick geht ganz klar nach oben und nicht nach unten, was bei einer Niederlage unvermeidbar gewesen wäre. Nun gilt es, den angefangenen Weg weiterzugehen. Ruhig und mit Sachverstand.

Armin Veh hatte bestehendes Spielermaterial mit dem er klar kommen musste. Er hat sich seine Mannschaft nicht zusammengestellt und musste diese erstmal kennenlernen. Er musste im laufe der Hinrunde erstmal sehen, wer in welcher Situation wie reagiert. Er musste sehen, auf wen er sich verlassen kann und wer ein Schönspieler ist. Wer setzt seine Vorgaben um und wer widersetzt sich. Das sind Dinge, die er nicht auf dem Blatt Papier sehen kann. Er hat der Mannschaft gezeigt, was er will und wo es lang gehen soll. Ich habe den Eindruck, dass das so langsam alle verstehen. Vor allem bin ich sehr überrascht, wie Armin Veh Rost jetzt einbindet. Denn Rost sieht viel und kann Einfluss nehmen. Allerdings nicht auf seine sonst übliche Art und Weise, in dem er alle anschrie, die einen Fehler machten. Jetzt lobt er Spieler, er klatscht mit ihnen ab, er sagt nichts bei einem Fehler und das ist gut so. Andere schlecht zu machen und zu kritisieren hilft auf dem Platz nicht, wenn eh eine große Unsicherheit herrscht. Veh hat das mit Rost geschafft und er wird es weiter schaffen, die Mannschaft umzukrempeln. Der Vorstand wird mit Veh verlängern und ich freue mich drauf. Veh hat ein Auge für Talente, er kann seine Mannschaft einstellen und er sieht genau, was funktioniert und was nicht. Spieler, die eine Pause brauchen, lässt er draußen. Punkt. Trainingsleistungen zählen sehr viel, so dass sich jeder reinhängt und im Training alles gibt. Allerdings hoffe ich, dass er Besic eine Chance gibt.

Besic hatte mir gegen Hannover gefallen und obwohl er danach keine Minute mehr spielte, hat er in Gladbach gespielt wie ein Großer. Demel wurde ihm vorgezogen, weil Demel besser Kopfballspielen kann, aber Demel geht leider in keinen Zweikampf. Besic macht dieses Manko mit seinem Stellungsspiel wett. Außerdem war Besic gefühlt häufiger am Ball als Westermann. Jeder Ball, der über die IV nach vorne gespielt wurde, ging über Besic. Jeder Ball kam an, er stand immer richtig und setzte dann seine Mitspieler gut in Szene. Ich hoffe, er darf weiter neben Westermann spielen. Westermann als Linksfuß spielt auf der Position von Mathijsen viel sicherer und stabiler. Er ist eine Bank geworden. Dazu ein Besic mit seinem Auge, seinem Stellungsspiel und seinem Paßspiel. Diese IV kann den HSV in der Rückrunde ganz weit bringen. Dazu Aogo als LV und Dieckmeier/Benjamin als RV. Diese Verteidigung wird sich einspielen und sicherer stehen, als in der Hinrunde. Rost wächst in immer mehr in seiner Position, seit dem Veh und Reinhardt ihn gekitzelt haben. So würde ich mit ihm noch zwei Jahre verlängern. Vorher hätte ich ihn abgegeben. Ich hoffe, er behält es bei. Im Mittelfeld bin ich sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Für mich wäre Rincon und Ze/Trochowski erste Wahl auf der 6er Position. Rincon als Wadenbeißer, der mal dazwischen geht und Ze oder Trochowski für die Bälle in die Spitze. Rechts Pitroipa, links Elia/Jansen wären eine Flügelzange, die sonst kaum ein Verein hat. Vorne dann Petric und Ruud. Sollte sich Petric zusammenreißen und mit Ruud spielen, ansonsten wäre Petric draußen und es spielt Torun. Dann haben wir noch die Youngster mit Son, Choupo-Moting, Ben-Hatira, die immer wieder ihre Einsatzzeiten bekommen werden und der ersten Elf Beine machen wird. Sollte Veh das Glück haben, dass er in der Rückrunde mit derselben Elf spielen kann, diese sich einspielt, die Automatismen greifen, werden wir eine Rückrunde spielen wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Das europäische Geschäft würden wir schaffen.

Aber dafür müssen alle ruhig bleiben. Der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Trainer. Die Mannschaft sollte sich selbstkritisch mit sich selbst auseinandersetzen und ständig an sich arbeiten. Sollten diese Bedingungen gelten, kann der HSV noch viel erreichen. Ebenso weiß dann Veh im Sommer genau, wen er noch braucht und wen er abgeben muss. Diese Erkenntnis hat er jetzt gewonnen und er kann diese umsetzen. Umso mehr freue ich mich auf die nächste Saison. Nur zur Erinnerung: van Gaal brauchte die Hinrunde, damit die Mannschaft ihn versteht mit weniger Verletzten. Klopp spielt die dritte Saison in Dortmund. Im zweiten Jahr wurde das internationale Geschäft erreicht und dieses Jahr die Champions League. Tuchel brauchte auch ein halbes Jahr, um seine Mannschaft kennenzulernen. Es gibt keinen Trainer, der kommt und sofort Meister wird. Dafür gibt es genügend Beispiele, außerdem zeigten die letzten Jahre, dass es mit dem ständigen Trainerwechsel immer weiter bergab geht.

In dem Sinne – Nur der HSV!

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