Vielleicht wundert ihr euch, dass von den letzten drei Spielen des HSV kein Blog mehr von mir kam. Aber ich frage mich ernsthaft, ob diese Berichterstattung real ist oder ob ich in einem Fantasie-Traum festhänge. Das bezieht sich aber nicht nur auf den HSV, sondern bezieht sich auf die gesamte Bundesliga. Wenn ich das Spiel in Köln sehe. Dort steht es 2:2 für den HSV. Guerrero schießt gegen die Latte, anschließend wird ein Elfmeter für den HSV nicht gepfiffen, obwohl jedem klar war, dass Pitroipa gefoult wurde. Es hätte 2:4 stehen können. Der HSV wäre gelobt worden, es wäre wahrscheinlich eine Weltklasseleistung, jeder müsste eine Gehaltserhöhung erhalten, der HSV wäre auf die nächsten Jahre unschlagbar, aber so … so war es blamabel. Denn der HSV macht drei Fehler in der Verteidigung und kassierte drei Tore. Damit verlor man in Köln und der HSV ist schlecht, grotten schlecht, nicht bundesligareif, die komplette Mannschaft sollte ausgetauscht werden und der Vorstand und alle gleich mit.
Mainz spielt einen erfrischenden Fußball, gewinnt und zeigt vielen eine lange Nase. So ganz aus dem Nichts ist die Leistung nicht, hat doch Mainz in der letzten Saison schon gut gespielt. Waren zu Hause eine Macht, haben kaum ein Spiel verloren oder unentschieden gespielt. Da sie auswärts nicht so viel mitnahmen, landeten sie trotzdem noch in UEFA Platz Nähe. Eine sehr gute Leistung. Dieses Mal konnte Tuchel mit seiner Mannschaft länger trainieren, sie vorbereiten, sie bekamen noch den einen oder anderen Spieler dazu und gewannen auch die Auswärtsspiele. Aber statt man sich mit dieser Mannschaft freut wartet jeder auf einen Ausrutscher. Jetzt hat Mainz vier Spieler verloren und jeder entspannt sich wieder in seinem Sessel. Die Normalität ist eingekehrt. Wie gut. Dass sich diese negative Kritik Tuchel ein bisschen selbst zuzuschreiben hat, ist etwas anderes. Damit meine ich nicht seinen Jubel mit den Fans. Wer sagt denn, dass das verboten ist? Warum nicht einfach mal was machen, etwas außer der Reihe? Würde uns allen gut tun, wenn wir uns trauen würden. Ich meine die beleidigten Kommentare von Tuchel, wenn er sich verfolgt fühlt von den Schiedsrichtern, den Gegnern und überhaupt von jedem. Seine eingeschnappte Haltung nach verlorenen Spielen, sein mehr als exzentrisches Verhalten während des Spiels, sind es, die ihm nun ein Bein stellen. Tuchel sollte schnell lernen, dass man sich am Spielfeldrand nicht wie ein Verrückter bei jedem Pfiff des Schiedsrichters aufführen sollte und – ganz besonders – nicht nur bei gewonnen Spielen strahlen sollte. Seine Manieren sollte er auch bei verlorenen Spielen behalten, dann wird er auf Dauer auch akzeptiert.
Zurück zu meinem HSV. Ich möchte, dass der HSV immer gewinnt, alle herspielt, am besten jeden Gegner an die Wand spielt, mit vier Toren Unterschied gewinnt und glänzt. Aber so ist Fußball nun mal nicht, das kann noch nicht mal Barcelona oder Real Madrid. Also warum wird das von den eigenen Mannschaften gefordert? Gewinnt die Mannschaft gegen Kaiserslautern mit einer schlechten Leistung, wird kritisiert. Alle raus, am besten alle entlassen und neue junge Spieler holen. Wird dann gewechselt – in diesem Fall zwar wegen Verletzungen – und die Neuen, die Jungen schlagen nicht so ein, wird auf sie genauso eingeprügelt, als wären es alte Hasen. Also wird nur akzeptiert, wenn entweder die Alten weltklasse Leistungen bringen oder die Neuen, die Jungen sofort einschlagen, keine Fehler machen und sofort funktionieren. Eingewöhnungszeit wird den Spielern nicht zugestanden. Verliert die Mannschaft und hat gut gespielt, war die bessere Mannschaft – wie gegen Wolfsburg und Bremen – dann wird die Mannschaft genauso zerlegt, als würde sie schlecht spielen und gewinnen. Wie kann das sein? Warum gesteht man den Spielern nicht auch mal schlechte Leistungen zu? Warum nicht auch mal ein dreckiger Sieg? Heißt es nicht, dass nur die Spitzenmannschaften auch mit dreckigen Siegen zur Spitze gehören? Werden beim HSV diese dreckigen Siege eingefahren, wird nicht gejubelt, weil wir auch diese Spiele gewinnen, sondern es wird etwas Negatives gefunden. Denn wer sucht, findet auch.
Zum Spiel gegen Hoffenheim möchte ich trotzdem noch etwas schreiben. Mich hat fasziniert, dass die Mannschaft immer mehr zusammenrückte, je mehr auf den Rängen Unruhe aufkam. Als dann sogar Westermann persönlich ausgepfiffen wurde, war es als rückte jeder Spieler etwas näher an Westermann heran, um ihm zu helfen. Dieses Zeichen deute ich sehr positiv! Die Mannschaft zeigte Moral und dass sie eine Mannschaft sind. Es gab eine Phase in der ersten Halbzeit, wo überhaupt nichts ging, aber ich hatte den Eindruck, dass das jeden Spieler zu noch mehr Engagement anheizte. Das gefiel mir und mir war auch nicht bange. Das Tor von ausgerechnet Westermann gefiel mir. Er hat von Anfang an einen schlechten Stand, da ihn Veh zum Kapitän machte. Ich hoffe, dass die Mannschaft so zusammenrückt, dass jeder seine optimale Leistung abrufen kann. Dazu gehört auch Westermann. In vielen Situationen sieht man, wie wichtig er ist und sein kann, aber er hat immer wieder Böcke im Spiel. Aber die wird er abstellen, dafür ist er einfach zu lange im Geschäft und hat seine Leistungen schon mehrfach gezeigt. In der zweiten Halbzeit gefiel mir wieder, dass die Mannschaft je mehr nicht funktionierte, umso mehr investierte. Sie half sich, sie rannte und ackerte. Explizit loben möchte ich Trochowski und Petric. Ich bin bekanntermaßen kein Fan von beiden, aber Trochowski gefällt mir auf der Sechser Position sehr gut, wenn er von hinten kommt und das Spiel vor sich hat. Er hat endlich mal einen Spurt angezogen, ist gelaufen und hat im Sprint Gegner stehen lassen. Das habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Das freut mich und ich hoffe, dass sich Trochowski weiter steigern wird. Auch Petric hat mir gefallen. Er hat sich immer wieder am Riemen gerissen und ist gelaufen und hat so die Hoffenheimer schon in der eigenen Hälfte angegriffen. Sein Tor und seine Torvorbereitung waren Klasse und ich hoffe, dass Petric endlich mannschaftsdienlich spielt, wenn Ruud wieder zurück ist. Was könnten wir für einen Sturm haben, wenn Ruud mit Petric vorne drinnen sind und sich gegenseitig die Bälle auflegen. Son hat im Spiel erkennen müssen, dass er sich auf seine Stärken konzentrieren soll und noch nicht reif ist für große Dinge. Er soll die einfachen Dinge umsetzen und nicht versuchen Wunderdinge zu vollbringen. Das kann er noch nicht.
Bin gespannt, wie alles weiter geht. Einen Beitrag werde ich noch zu van Gaal und Hoeneß schreiben, denn dazu kann ich nicht schweigen. 🙂